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Glauben

Unzertrennbar

Geistliches Wort

„Berühre ich die Erde,
begreife ich den Himmel.“
Elazar Benyoëtz

Unter freiem Himmel. Es zieht uns Menschen immer wieder hinaus unter den freien Himmel. Wir erhoffen einiges von ihm: Frühaufsteher ein Morgenrot, Landwirte Regen, Urlauber Sonne. Und auch uns Christen zieht es zum Himmel. Er gibt unseren Hoffnungen und Sehnsüchten einen Ort und unserem Leben ein Ziel. Manchem erscheint der Weg auf dieser Erde gar als eine Wartezeit, die es zu überbrücken gilt. Hier die Erde mit den Beschwernissen des Lebens, mit Sorgen, Ärger, Krankheit. Dort der Himmel: fern, unerreichbar, Sehnsuchtsort.

Dabei gehören Himmel und Erde zusammen. Am Anfang schuf Gott beide, Himmel und Erde. Und seitdem sind sie unzertrennbar, sind nicht ohne einander und nicht ohne Gott zu denken. Denn beide, Himmel und Erde, sind Orte seiner Wirksamkeit.

„Berühre ich die Erde, begreife ich den Himmel.“ Das schreibt der jüdische Aphoristiker Elazar Benyoëtz. Den Himmel begreifen heißt für mich, Gottes Spuren in dieser Welt zu sehen. Ein Eis mit frischen Erdbeeren, einen Mojito an lauen Sommerabenden, farbenfrohe Blumen auf meinem Balkon, einen Spaziergang durch den Wald – all das schenkt Gott mir, daran darf ich mich freuen. Aber den Himmel begreifen heißt eben auch, durch Zerbrochenes und Trauriges hindurch Hoffnung schimmern zu sehen. Es heißt, dass da mehr ist als das, was vor Augen ist. Rückblickend ist Gott mir oft in den Zeiten, in denen ich Gottes Wege mit mir nicht verstehe, besonders nahe.

„Berühre ich die Erde, begreife ich den Himmel.“ Der Himmel ist ganz gegenwärtige Erfahrung, wenn ich die Erde berühre und mich berühren lasse, von der Luft, die ich atme, von der Natur, die um mich herum blüht, von den Menschen, die ich liebe. Der Himmel ist nicht mehr fern, nicht unerreichbar, nicht nur eine jenseitige Hoffnung. Der Himmel ist auch hier. Niemand hat das so deutlich gezeigt wie Jesus Christus. In Jesus kam uns Gott nah, wurde Teil unserer Welt. Daran denken wir an Weihnachten. An Himmelfahrt verließ Jesus unsere Erde. „Er fuhr in den Himmel auf“, schreibt Lukas. Jesu Leben und Sterben, seine Auferstehung und seine Rückkehr zum Vater vereinen Himmel und Erde auf eine einzigartige Weise. Vor allem in Christus gilt: „Nicht wo der Himmel ist, ist Gott, sondern wo Gott ist, ist der Himmel.“ Christus zeigt uns: Der Himmel ist zum Greifen nahe.

„Berühre ich die Erde, begreife ich den Himmel.“ Berühre ich die Erde und lasse mich von ihr berühren, verstehe ich: Zeiten der Fülle wechseln sich ab mit Zeiten der Dürre. Schönes mit Traurigem, Leichtes mit Schwerem, Stärke mit Schwäche. Doch in allem bin ich begleitet und behütet und falle nicht aus Gottes Hand. Immer wieder darf ich Momente des Himmels auf Erden erleben, Zeichen seiner Liebe spüren, über das Wunder des Lebens staunen. Gott meint es gut mit uns.

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Foto: Lotz